Als Schaf unter Wölfen…

… oder wie ich mich mit Ablegen eines Kleidungsstückes sehr schnell hätte unbeliebt machen können…

Manchmal weiß man ja schon vorher, wie Dinge ausgehen und dass nicht alle schlussendlich mit ihren Ideen so richtig glücklich sein werden.

Aber zunächst zum Outing:

„Hallo, mein Name ist Jari und ich bin Bayern-Fan!“

Ich kann sogar exakt bestimmen, seit wann und warum:
Es war eines der ersten Fußballspiele, die ich im Fernsehn sehen durfte und auch wirklich wahr genommen habe:
Das Finale des DFB-Pokals 1982 im Frankfurter Waldstadion zwischen dem FC Bayern München und dem 1. FC Nürnberg am 1. Mai.

Die Cluberer lagen zur Halbzeit mit 2:0 in Front und was die Roten bis dahin gezeigt hatten, war alles andere als schöner Fußball. Beim Pausentee schien Pál Csernai jedoch die richtigen Worte gefunden zu haben, die Mannschaft  kam zurück auf den Rasen, nahm das Heft in die Hand und drehte das Spiel in für mich damals beeindruckender Art und Weise. Den Endstand zum 4:2 für die Bayern erzielte kurz vor Schluss Dieter Hoeneß trotz Platzwunde und Turbanverband mit dem Kopf (wenn ich mich hier recht erinnere…)!

Das hat mich mit meinen 10 Jahren und extrem eingeschränkten eigenen fußballerischen Fähigkeiten wahnsinnig fasziniert. Und diese Faszination ist bis heute nicht verschwunden – soviel zum Thema „Erfolgsfan“, liebe Rebecca! 🙂

Ich gehe normalerweise mit diesem Umstand nicht hausieren, aber irgendwann kommt es anscheinend immer heraus…

So auch vor einigen Wochen, als meine Kollegin mich ansprach, ob ich nicht Lust hätte, beim Gastspiel der Bayern in Köln mit ins Stadion zu gehen. Lust hatte ich auf jeden Fall, Zeit und Gelegenheit ergaben sich auch, da #dieBesteEhefrauVonAllen und das Dackeltier an dem Tag anderweitige Verpflichtungen hatten. Ich sagte also zu und hatte ein klein bisschen die Hoffnung, dass man mir aus der Schar der befreundeten FC-Mitglieder auch eine Gästekarte hätte besorgen können. Obwohl – das wäre dann ja auch kein gemeinsamer Stadionbesuch gewesen.

So wurde mir eine Stehplatzkarte für die Südtribüne bestellt und ich freute mich auf das Event. Die Tabellensituation in dieser Saison hat sich nach der Winterpause ja doch angenehmer gestaltet und das Spiel des Teams ist ja aktuell doch eher erfolgreich (auch wenn man das ein oder andere noch durchaus kritisch sehen muss!) – ich war entsprechend optimistisch!

Je näher jedoch der letzte Sonntag kam, wuchs neben dem Optimismus auch ein gewisse Sorge: Die Südkurve in Müngersdorf und ein einzelner Bayern-Fan mittendrin – was könnte da schon schief gehen…

Aber egal – es ist Februar und das Wetter würde schon dafür sorgen, dass man nicht allein im Trikot das Spiel verfolgen könnte.
Weit gefehlt! In Köln war es mit fast 17° unwirklich warm, ich natürlich unpassend angezogen, so dass ich auf dem Fußmarsch vom Parkplatz zum Treffpunkt schon leicht ins Schwitzen geriet. Wichtig ist mir hier die Betonung, dass es sich unter gar keinen Umständen um Angstschweiß gehandelt hat!!!  😀

Trotzdem blieb zumindest der Hoodie an, so mutig war ich dann doch nicht:
Ist der FCB hoch überlegen, läufst Du Gefahr, gelyncht zu werden, sind die Kölner auf der Siegerstraße, wirst Du verhöhnt – eine klassische Lose-lose-Situation!

Wenigstens konnte ich vor Spielbeginn gerade noch verhindern, dass meine Kollegin mich lautstark outete!

Und so nahm das Schicksal seinen Lauf: Anpfiff, die Bayern spielen auf uns zu. In der dritten Minute trifft Lewandoski. Etwas früh, aber das Spiel verlief leider wie erwartet. Ich mit versteinerter Miene und – aus Gründen der Tarnung – leichtem Kopfschütteln…

Keine zwei Minuten später gibt es wieder eine undurchsichtige Situation im Strafraum der Kölner, Coman haut die Pocke ins Netz: 2:0. Bei mir weiterhin kein Zucken im Gesicht – innerlich schwanken meine Gefühle zwischen Eskalation und „Hoffentlich gibt das kein Schützenfest…“!

Meine Kollegin vor mir dreht sich um – ein erster finsterer Blick…

Weitere sieben Minuten später klingelt es schon wieder im Kasten von Timo Horn – Serge Gnabry schließt sehenswert ab: 3:0 nach noch nicht einmal einer Viertelstunde. Meine Blicke gehen neidisch in Richtung Gästeblock auf der Nordtribüne. Na ja, muss ich halt innerlich feiern, so dass es keiner mitbekommt…

Meine Kollegin: „Jari nehmen wir aber nicht mehr mit!“

Im Block um mich herum ist man aber durchaus meiner Meinung, dass die Kölner in dieser Phase des Spiels reichlich hilf- und kopflos wirken. Aus meiner Sicht dankenswerterweise können die Bayern das aber nicht zu weiteren, zählbaren Erfolgen nutzen. Das wissen Latte und Pfosten zu verhindern.

Nach der Spielpause ändert sich das ein wenig, was zum einen daran liegt, dass der FCB in die andere Richtung spielt und das Geschehen zunächst weiter weg von der Sübtribüne stattfindet. Auf der anderen Seite haben die Kölner ihren Mut wiedergefunden und spielen ihrerseits selbst mehr nach vorne.

So verhindert der Videoassistent den ersten Treffer der Geißböcke, in dem in der Überprüfung eine Abseitsposition erkannt wird. Kurz darauf fällt jedoch das 4:0 für meine Münchner – wieder durch Gnabry. Es scheint gelaufen zu sein – um mich herum nimmt die Varianz der Gesprächsthemen zu.

Die Bayern nehmen ein wenig das Tempo raus und die Kölner kommen folgerichtig zu weiteren Chancen und nach zunächst einem weiteren Abseitstreffer zum 1:4 Endstand durch Uth. Beide Teams könnten noch weitere Tore erzielen, wobei die größeren Chancen ehrlich gesagt jetzt auf Seiten der Kölner zu verzeichnen sind. Allein Neuer verhindert, dass in der Schlussviertelstunde nicht noch größere Spannung als notwendig aufkommt.

[Falls es jemanden interessiert, hier der Spielbericht des Kicker.]

Mein Fazit des Nachmittags:

  • Meine Kudos gehen raus an das Team des FC, das sich in der zweiten Halbzeit nicht seinem Schicksal ergeben, sondern dagegen gehalten hat, und fast noch mehr an die Fans in der Südkurve. Ich habe schon Spiele im TV und auch live gesehen, wo es nach einen 0:3 im Stadion sehr still wurde. Ihr habt weitergefeiert! Respekt!!!
  • Wenn die Bayern wollen, können sie. Das mit dem Zurückschalten von einem oder mehreren Gängen hingegen funktioniert (noch) nicht. Ich bin gespannt, wie das in den nächsten Wochen auf internationaler Ebene aussehen wird.
  • Ob meine Kollegin mich nochmal fragen wird, ob ich mitkommen möchte, wage ich stark zu bezweifeln…
  • Gaffel ist trinkbar… aber psssst! 😉

Die Fotos habe ich zum Teil von Rebecca Wittkopp geklaut! Sorry dafür! 🙂

One Reply to “Als Schaf unter Wölfen…”

  1. Hallo Jaris. Schöner Beitrag.

    Die Kölner sind leidgeprüfte Fans. Und in der Südkurve sind sehr viele normale Fans. Und Köln ist eigentlich doch sehr tolerant.
    Solange es nicht Bayer (Pillendreher) oder andere Plastik-clubs sind.
    Selbst Gladbacher werden toleriert, jedoch mit verbaler Kommunikation verschiedener Güte gesegnet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert